OP – Methoden

Adipositaschirurgie – Operationsmethoden

Warum eine Operation und welche Methoden gibt es?

Adipositas und morbide Adipositas (krankhafte Fettleibigkeit) stellen nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine chronische, multifaktorielle, behandlungsbedürftige Erkrankung dar.

 

Eine Vielzahl von wissenschaftlicher Studien hat die erhöhte Rate von Folgeerkrankungen (Morbidität) und Sterblichkeit (Mortalität) adipöser Menschen dokumentiert. Das Auftreten von Folgeerkrankungen der Adipositas zeigte eine enge Beziehung zum Ausmass der Höhe des Körpergewichts, der Dauer des Übergewichts und dem Fettverteilungsmuster. Zur Erfassung der Fettverteilung und damit auch des Risikos für so genannte Adipositas-assoziierte Erkrankungen wird neuerdings auch die alleinige Messung des Taillenumfangs eingesetzt:

 

 

Erhöhtes Risiko Deutlich erhöhtes Risiko

Männer > 94 cm > 102 cm

Frauen > 80 cm > 88 cm

Quelle: Neue Chancen bei Adipositas, Prof. Dr. Rudolf Weiner, Trias Verlag

 

Begleiterkrankungen

 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck (Hypertonie), Stoffwechselstörungen, Diabtetes Mellitus (Zuckerkrankheit), Erhöhung der Blutfette, Erhöhung der Harnsäure im Blut und Gicht, Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, Psychische Störungen, Krebsrisiko, Lungenkrankheiten (z. B. Schlafaponoe), Hormonelle Störungen (Ausbleiben der Regel, Unfruchtbarkeit bei Frauen), Erkrankungen der Gallenblase.

 

Laparoskopie (Schlüssellochchirurgie) oder Laparotomie (offener Zugang)?

 

Laparotomie (offener Zugang)

Beim offenen Verfahren erfolgt ein langer Schnitt mit dem der Chirurg den Bauch öffnet, um sich Zugang zum Operationsgebiet zu verschaffen

 

Laparoskopie

Bei der laparoskopischen OP wir eine kleine Videokamera in den Bauch eingeführt, mit deren Hilfe der Chirurg seine Arbeit auf einem Monitor verfolgen kann.

 

Kamera und Instrumente werden in der Regel durch kleine Schnitte in der Bauchwand eingeschoben.

 

Der Bauch wird mit Kohlenstoffdioxyd gefüllt, damit die Sicht erfolgen kann.

 

Vorteile:

Weniger Schmerzen nach der OP

Seltener Wundinfektionen

Seltener Narbenbrüche

Raschere Genesung

 

Zusammenfassende Übersicht der Operationsmethoden

 

Die konservative Behandlung ist in Langzeituntersuchungen bei morbider Adipositas erfolglos. Chirurgische Eingriffe werden in restriktive, malabsorptive, eine Kombination restriktiver und malabsorptiver sowie motilitätsbeeinflussende Eingriffe eingeteilt.

 

Das laparoskopisch implantierbare verstellbare Magenband ist eine effiziente restriktive Methode in der Behandlung der Mehrzahl morbid adipöser Patienten. Beim verstellbaren Magenband können Gewichtsverlust und Nahrungsaufnahme individuell den Bedürfnissen des Patienten angepasst werden. Die Patienten dürfen mit einer durchschnittlichen Abnahme von 40 – 60% ihres übergewichtigen Anteils rechnen.

 

Das Magenband wird bei morbider Adipositas bei einem BMI bis zu maximal 50 erfolgreich eingesetzt. Bei einem BMI von über 50 werden häufig unbefriedigende Ergebnisse erzielt, da sich die dauerhafte Gewichtsreduktion bei den oben genannten 40 – 60% des Übergewichtes einpendelt. Voraussetzungen sind auch hohe Kooperationsbereitschaft (Compliance) und Selbstdisziplin des Patienten, da das Band „ausgetrickst“ werden kann. Patienten ohne diese Voraussetzungen und so genannte Sweeteater (Aufnahme von vorwiegend hochkalorischen Getränken und Lebensmitteln) werden häufig Misserfolge erziehlen.

 

Diesen Patienten ist der Roux-en-Y-Magenbypass zu empfehlen, der zu einer durchschnittlichen dauerhaften Gewichtsreduktion von etwa 75% in den folgenden 2 Jahren der OP führt. Durch eine bessere Lebensqualitätsbeurteilung wird diese Operationsmethode besser beurteilt als restriktive Eingriffe (Magenband, Gastroplastik).

 

Patienten mit einem BMI grösser 55 – 60 sollten über eine Biliopankreatische Diversion mit Duodenalswitch (BPD-DS) nachdenken. Diese Operationsmethode erzielt in den ersten Jahren einen weitaus grösseren Gewichtsverlust als alle anderen Operationsmethoden. Im Durchschnitt sind 85 – 95% vom übergewichtigen Anteil zu reduzieren. Auch in Langzeitstudien über einen Zeitraum von 21 Jahren hielten die Patienten einen Verlust des Übergewichtes von 75% (BPD ohne Duodenalswitch). Damit ist das Verfahren auf lange Sicht bislang allen anderen Operationstechniken überlegen.

 

Die intragastrale Stimulation (Magenschrittmacher) ist derzeit der am wenigsten invasive chirurgische Eingriff. Mit einer Überschußgewichtsreduktion von maxiaml 30 % ist diese Methode jene mit der geringsten Gewichtsreduktion in den ersten beiden Jahren nach der Operation. Ein Einsatz bei einem BMI grösser 40 bis 45 sind daher fragwürdig. Auch ist dieses System mit hohen Folgekosten verbunden. Da die Batterie nur etwa 4 Jahre Strom liefert.

 

Risiko?

 

Unter Einhaltung der Sicherheitsempfehlungen weisen adipositaschirurgische Eingriffe ein verhältnismäßig geringes Risiko auf. An erfahrenen Zentren bedeutet dies ein Letalitätsrisiko von unter 0,3 %. Eine unbehandelte morbide Adipositas hat eine signifikant höhere Letalität als eine vergleichbare Gruppe operierter Patienten. Das laparoskopisch implantierbare verstellbare Magenband und die intragastrale Stimulation sind verhältnismäßig sichere chirurgische Operationsmethoden in der Behandlung der morbiden Adipositas. Der Roux-en-Y Magenbypass als effektive und der BPD-DS als sehr effektive malabsorptive Methode sollte wenigen, erfahrenen Zentren vorbehalten bleiben.

 

Aussichten?

 

Folgende durch die Adipositasbegünstigte bzw. -verursachte Krankheiten und Gesundheitsstörungen sind durch eine adipositaschirurgische Maßnahme besserungsfähig oder heilbar:

Diabetes Typ II

Bluthochdruck

Kardiovaskuläres Risiko

PCO-Syndrom (Unfruchtbarkeit/Menstruationsstörungen)

Arthrose an Gelenken

Schlafapnoe Syndrom

Kurzatmigkeit

Asthma

Refluxösophagitis und Sodbrennen

Depressionen

Fettstoffwechselstörungen (Kolesterine und Triglyceride)

Metabolisches Syndrom

Brustkrebsrisiko