Laparoskopisches Gastric Banding (Magenband)
Über Bauchspiegelung wird ein Band um den oberen Teil des Magens gelegt, welches nur geringe Mengen breiiger Speisen durchlässt. Der Patient / die Patientin werden gezwungen gut zu kauen und verspüren früh ein Sättigungsgefühl. Bei guter Mitarbeit der Patienten können bis über 50% des Übergewichtes nach einem Jahr abgenommen werden.
Methode
Obwohl diese Methode bisher sehr ermutigende Ergebnisse zeigt, kommt sie nur für Patienten in Frage, die:
- verstehen, dass es nur eine Hilfestellung bei der eigenen Suche nach Selbstkontrolle ist.
- nicht ihre Kalorien durch kalorienhaltige Getränke, Süßigkeiten oder Alkohol aufnehmen.
- das mit der Operation verbundene Risiko verstehen und akzeptieren.
Das „Justierbare Silikon-Magenband“ wurde von Dr. Lubomyr I.Kuzmak (Livingston, New Jersey, USA) entwickelt. Das Magenband ist aus weichem Silikon mit einem elastischen Gefäß, welches – je nach Patient – durch eine Injektion aufgefüllt wird. Das Band wird um den oberen Teil des Magens gelegt, so dass der Magen in zwei Teile aufgeteilt wird, einen kleinen Teil oberhalb des Bandes mit etwa 25 ml Inhalt und dem Rest unterhalb des Bandes. Diese beiden Teile sind durch eine kleine Öffnung unter dem Band miteinander verbunden. Diese Verbindung wird Stoma genannt.
An dem Band ist ein kleiner Schlauch angebracht, der mit seinem anderen Ausgang in ein Injektionsreservoir mündet. Dieses Reservoir wird im geraden Bauchmuskel implantiert und ist auf dem Röntgenbild sichtbar. Durch eine Injektion in das Reservoir kann der Chirurg durch Hinzufügen oder Entfernen von Flüssigkeit im elastischen Teil des Bandes das Stoma vergrößern oder verkleinern.
Die Methode ist der einzige chirurgische Eingriff bei Fettsucht, der Stomaveränderungen ohne eine weitere Operation ermöglicht. Ziel der Magenoperation ist es, die Speiseaufnahme zu vermindern und ein längeres Sättigungsgefühl nach der Nahrungsaufnahme zu erreichen. Die Nahrung gelangt zunächst in den Vormagen, dessen Wand gedehnt wird. Es stellt sich in der Folge schnell ein Sättigungsgefühl ein. Vom Vormagen gelangt die Nahrung über die verstellbare Verengung in den Restmagen. Im ersten halben Jahr wird diese Verengung etwa monatlich durch den Spezialisten angepasst. Dies geschieht durch einen praktisch schmerzlosen kleinen Hautstich; die Haut wird zuvor unempfindlich gemacht. Es wird ein wasserlösliches Kontrastmittel in das Band gefüllt. Dieses Mittel wird auch sonst häufig in der Medizin angewendet und verursacht, selbst wenn es aus dem Band auslaufen sollte, kein gesundheitliches Risiko. Die Anpassungen stellen auch für empfindliche Patienten kein Problem dar. Die Operation selbst dauert je nach Chirurg ca. 30 bis 120 Minuten und wird in Vollnarkose durchgeführt.
Komplikationen
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff kann niemand sogar eine tödliche Komplikation ausschließen (0%). Wie bei jedem Baucheingriff können Blutungen (0%), Infektionen (1.8%), Verletzungen von Organen (0.3%), Narbenhernien (2.9%) auftreten. Lungenentzündungen (3.2%), Thrombosen (0%), Lungenembolien (0.7%). Spezielle Erbrechen, Durchfall und stinkende Stühle nach Bypassoperation, Dehydratation (Entwässerung), Obstruktion (Steckenbleiben eines Bissen). Diese Komplikationen sind eher harmlos und können durch eine professionelle Betreuung weitgehend vermieden werden. Infektion des Auffüllreservoirs (Port-à-Cath) (3.2%). Leck des Verbindungsschlauches oder des Bandes. Diese Komplikationen haben keine direkten Folgen außer einer Gewichtszunahme, weswegen das System ausgewechselt werden muss. Penetration des Bandes (langsames Durchwandern in die Magenhöhle). Diese Komplikation entsteht häufiger bei unprofessioneller Nachbetreuung durch zu starkes Auffüllen des Magenbandes (0.3%).
Postoperative ambulante Behandlung
Für die ersten 4 Wochen nach Entlassung hat es sich bewährt, dass die Patienten nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. Damit sind vom Trinkyoghurt, über Suppen verschiedenster Art und Fruchtsäfte alle flüssigen Kostformen erlaubt. Dennoch sollte bei der Auswahl auf den Energiegehalt geachtet werden. Hochwertige Babykost oder Fertignahrungen der künstlichen Ernährung sind daher ungeeignet und sollten strikt gemieden werden.
Entscheidend ist, dass die bereits im Krankenhaus geübte Technik der klein portionierten Nahrungszufuhr in Ruhe fortgesetzt wird. Jedes Erbrechen ist weiterhin strikt zu meiden. Sollten Patienten, die in ihrer Vorgeschichte eine verschwiegene Bulimie-Erkrankung (Freß-Brechsucht) gehabt haben, dennoch glauben ein Erbrechen herbeiführen zu müssen, sollen sie sich umgehend im Krankenhaus wieder vorstellen. Eine begleitende Verhaltenstherapie ist in diesen Fällen unumgänglich.
Der Hausarzt erhält von der Klinik einen umfassenden Arztbrief, der neben Informationen über die durchgeführte Operation auch Hinweise über die Ernährung und Lebensführung enthält. Er übernimmt die allgemeine ärztliche Betreuung, verordnet den Patienten Vitaminpräparate und kontrolliert die Blutwerte. Bei allen Unregelmäßigkeiten und Fragen kann er sich mit der Klinik in Verbindung setzen. Treten jedoch Zeichen möglicher Komplikationen auf, so muss direkt die Klinik, welche die Operation ausgeführt, mit oder ohne telefonischer Vorankündigung aufgesucht werden. Bestehen größere Entfernungen, so kann im Ausnahmefall auch ein anderes Zentrum, welches diese Operationstechnik ausführt, aufgesucht werden. Bei einem geplanten Auslandaufenthalt sollte daher stets im Zentrum nachgefragt werden wo sich im entsprechenden Land bekannte Zentren für Adipositas-Chirurgie befinden.
Alarmsymptom Nr. 1 ist die plötzlich einsetzende Unfähigkeit Nahrung oder Flüssigkeiten zuzuführen. Wenn geringste Mengen an Flüssigkeit sofort wieder erbrochen werden, so muss innerhalb kürzester Zeit die Klinik aufgesucht werden. Das ist unabhängig davon, ob es nachts, an Feiertagen oder mitten in der Silvesternacht ist. Gleiches gilt für Bluterbrechen oder andere plötzlich auftretende Symptome.
Nach problemlosen Verlauf der ersten 4 bis 6 Wochen wird ambulant die Bandblockung vorgenommen. Voraussetzung ist einsetzendes Hungergefühl und nachlassender Gewichtsverlust. Fehlt der Hunger und der Gewichtsverlust kann die Bandfüllung hinausgeschoben werden. Später ist der regelmäßige Kontakt zur Ambulanz der Klinik wichtig, um Unregelmäßigkeiten in der Gewichtskurve zu erfassen.
10 „goldenen“ Regeln für die Nahrungsaufnahme
Entscheidend für den Erfolg der Behandlung ist die richtige Umstellung des Essverhaltens auf die neuen Bedingungen. Das Leben mit dem Band muss erlernt werden. Die richtige Aufklärung über das notwendige Essverhalten, das Gewöhnen eine neue Esskultur ist entscheidend und verhindert insbesondere das Auftreten von Nebenwirkungen und Komplikationen. Es ist für den Patienten wichtig zu wissen, wie das Band funktioniert. Die Aufnahmekapazität für feste Nahrung ist drastisch eingeschränkt. Die gesamte Nahrung muss das enge Stoma (Bandöffnung) passieren. Dementsprechend müssen die folgenden 10 Punkte berücksichtigt werden. Wir empfehlen unseren Patienten nach einer Operation:
1. Langsam essen und jeden Bissen 15 bis 20 mal kauen
Die Nahrung kann die enge Bandöffnung nur passieren, wenn sie breiig ist und keine größeren festen Bestandteile enthält. Dementsprechend muss jeder Bissen gründlich und mehrfach gekaut werden. Das eigene Kauen ist dabei viel besser, als ein maschinelles Pürieren der Nahrung, weil damit die Geschwindigkeit der Nahrungsaufnahme langsam bleibt. Damit wird das Sättigungsgefühl besser wahrgenommen. Die Speisen sollten grundsätzlich in Ruhe eingenommen werden.
Wenn eine Pizzeria besucht wird, dann sollte der Bandträger sich für ein 1/12 einer Pizza die gleiche oder sogar mehr Zeit nehmen, als seine Begleitung für eine ganze Pizza.
2. Geringe Mengen zusammenstellen
Es kann allen Operierten durchaus ernsthaft empfohlen werden: „Werden sie zum Gourmet“. Wenn der Patient früher gern große Portionen mit Nachschlag liebte, so kann er heute zufriedener Gast in jeder gehobenen Gastronomie werden. Er kann es positiv beobachten, dass Andere nach dem Verzehr kleinster Portionen auf großen Tellern nicht satt und damit unzufrieden sind. Er kann die kleinen Portionen genießen, sogar die eine oder andere Beilage zurückgehen lassen und wird dennoch satt. Die Patienten müssen die positive Seite dieser neuen Esskultur kennen und bewusst erleben lernen.
Entscheidend ist, dass beim geringsten Sättigungsgefühl die Nahrungsaufnahme unterbrochen wird. Die anerzogene Fehlhaltung, der Teller muss leer gegessen werden, muss abgelegt werden. Ein früher vor der Operation möglicherweise vorhandene Mechanismus, dass erst der Anblick des leeren Tellers das Signal zum Aufhören gibt, funktioniert ohnehin nicht mehr. Bereits nach kleinen Portionen tritt eine Sättigung ein – ein Anlass um unbedingt sofort aufzuhören. Wird dennoch weitergegessen, so kommt es schließlich zum Erbrechen. Damit entstehen Gefahren für das Magenband, die zu Komplikationen führen können.
3. Essen und Trinken zeitlich trennen
Die Bandträger merken bald, dass mit dem Magenband auch das Trinken rasch sättigt. Wenn sie also ein Sättigungsgefühl haben, dürfen sie aus Prinzip nicht weiter essen. Essen und Trinken sollte zeitlich getrennt werden. Flüssigkeit zur Nahrung getrunken verbessert und beschleunigt die Passage und erhöht damit die Aufnahmekapazität. Der Effekt der Gewichtsreduktion fällt möglicherweise geringer aus.
4. Ausreichend am Tag trinken
Der Flüssigkeitsbedarf eines Menschen beträgt etwa 40 ml pro kg Körpermasse und Tag. Übergewichtige haben daher bei einer erhöhten Körpermasse auch einen höheren Bedarf als normalgewichtige Personen.
Der Bedarf verringert sich zwar aufgrund des Fettanteils, so dass keine strenge Parallelität zwischen Körpergewicht und Wasserbedarf bei extremer Adipositas mehr besteht. Dennoch muss dieser wichtigen Forderung große Aufmerksamkeit geschenkt werden, zumal beim Abnehmen im Rahmen des Fettabbaus zahlreiche Stoffwechselprodukte entstehen, die ausgeschwemmt werden müssen. Die produzierte Urinmenge ist ein gutes Maß für eine richtige Flüssigkeitszufuhr. Die Empfehlung 1 bis 1,5 Liter Urin pro 24 Stunden zu produzieren, ist ein guter Anhaltspunkt. Unbedingt ist jedes Essen und Trinken zeitlich voneinander zu trennen. Auch Trinken verursacht bei der Füllung des Vormagens (Pouches) ein Sättigungsgefühl, das jedoch nicht so lange anhält, wie bei einer festen (breiigen) Kost. Es sollte durchaus darauf geachtet werden, kalorienarme oder kalorienfreie Getränke zu sich zu nehmen (alle Sorten Mineralwasser mit wenig oder ohne Gas, alle Arten von Tee und reiner Bohnenkaffee ohne Zucker).
5. Faserreiche Nahrungsmittel meiden
Stark faserreiche Nahrungsmittel können bei einer unzureichenden Zerkleinerung zu einem Verschluss des Stomas führen. Sie sind nur unzureichend zu kauen und werden nicht durch die Verdauungssäfte der Speicheldrüsen angegriffen.
Strohige Apfelsinen, hartschaliger holziger Spargel können daher Probleme bereiten. Sie sollten am besten gemieden oder sorgfältig zerkleinert werden.
6. Kalorienbewusst essen
Fett liefert hohe Mengen an Energie, ebenso wie stark gesüßte Speisen.
Auch bei einer Verkleinerung der Nahrungsmenge kann man durch falsche Ernährung die Energiezufuhr so hoch halten, die gewünschte Verringerung der Körpermasse ausbleibt oder nur langsam eintritt. Eine fettfreie Ernährung ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll, da Fette auch als Träger der fettlöslichen Vitamine dienen. Es geht um eine fettarme Ernährung, wobei insbesondere auf die unterschiedlichen Arten von Fettsäuren geachtet werden sollte. An „gesättigten Fettsäuren“, die überwiegend im tierischen Fett enthalten sind, sollte gespart werden. „Ungesättigte Fettsäuren“, wie sie in Pflanzen und Fischen zu finden sind, sind lebensnotwendige Nahrungsbestandteile, die im Körper wichtige Funktionen ausüben und vom Körper nicht selbst gebildet werden können. Sie sollten immer wenn möglich bevorzugt werden.
Die Patienten sollten es lernen kalorienbewusst zu kochen und zu essen. Das regelmäßige Nachschlagen in Nährwertetabellen lohnt sich auch und gerade mit dem Band.
7. Meiden Sie süße Getränke und Alkohol
Ganz bewusst sollten Menschen, die zwanghaft süße Getränke (Coca Cola) in großen Mengen zu sich nehmen, von der Operation ausgeschlossen werden. Der Grund ist einfach zu benennen: Flüssigkeiten passieren das Band problemlos. Bei einer Zufuhr von großen Volumina kalorienreicher Getränke bleibt der Effekt des Magenbandes aus. Alkohol ist eine solche hochkalorische Flüssigkeit. Es tritt nicht die erwartete Gewichtsabnahme ein. Ebenso kann das vermehrte Trinken von süßen Fruchtsäften oder anderen energiereichen Getränken zu einer energieausreichenden Versorgung des Organismus führen. Abnehmen kann man jedoch nur, wenn der Stoffwechsel des Körpers in einem milden Hungerzustand gehalten wird.
8. Vitaminreiche Nahrung
Einschränkung in der Quantität der Nahrung muss nicht Einschränkung der Qualität bedeuten. Ganz im Gegenteil. Es ist bei einer eingeschränkten Nahrungszufuhr von entscheidender Bedeutung, dass auf eine qualitativ vollwertige Ernährung geachtet wird. Qualitativ vollwertig bedeutet, dass Vitamine, Mineralien und Spurenelementen in ausreichender Menge zugeführt werden. Das ist kein Widerspruch. Durch eine Auswahl vollwertiger und abwechslungsreicher Kostformen unter Einbeziehung von frischem Obst und Gemüse kann der Patient dieser Forderung gerecht werden.
9. 3-4 Mahlzeiten pro Tag
Der normale Rhythmus einer gesunden Ernährung ist in europäischer Region auf einer über die Tageszeit verteilten Ernährung. Die Begrenzung der Mahlzeiten in der Anzahl und über den Tagesrhythmus verteilt, sichert die Begrenzung der Nahrungszufuhr in der Gesamtbilanz.
Frühstück, Mittagessen, Vesper und Abendbrot sind Mahlzeiten, die unserem Kulturkreis entsprechen. Ein ständiges essen von „Zwischenmahlzeiten“ und „Snacks“ wird durch das Band nur wenig behindert. Es sollte aus „Bilanzgründen“ unterbleiben. Das Band liefert in erster Linie einen Schutz gegen das unbändige Essen großer Mengen von Nahrung. es wirkt wie eine „Essbremse“.
10. Selbstdisziplin: Bei geringstem Sättigungsgefühl: sofort aufhören zu essen!
Der durch das Magenband abgeschnürte Pouch ist nicht nur das Reservoir, sondern auch Steuerungsorgan.
Bei einer ausreichenden Füllung des Pouches kommt es zu einer Dehnung der Magenwand in diesem Bereich. Durch Rezeptoren (Empfänger des Signals Dehnung) werden körpereigene Wirkstoffe des Verdauungstraktes freigesetzt. Diese in die Blutbahn freigesetzten Hormone und aufsteigende Nervenbahnen melden dem Zentralnervensystem „Sättigung“. Viele Patienten kennen dieses Gefühl schon seit langem nicht mehr, da ihr Magen mit einem besonders großen Fassungsvermögen nicht mehr in der Lage war, diese Signale zu entsenden. Offenbar ist es nicht so, dass das Zentralnervensystem prinzipiell nicht mehr in der Lage ist diese Signale aufzufangen oder zu verarbeiten, denn nach der Operation lernen diese Patienten wieder das „Sättigungsgefühl“ kennen.
Das größere Problem stellt bei vielen Essgestörten die Fähigkeit dar, bei einem Signal „Sättigung“ auch wirklich aufzuhören. Gelegentlich essen die Patienten einfach weiter, entweder aus Gewohnheit oder Unvermögen eine Selbstkontrolle aufzubauen, und schließlich erbrechen Sie. Damit setzen Sie das Band und sich selbst einer großen Gefahr aus. Entscheidend ist es frühzeitig solche Verhaltensstörungen zu erfassen und eine Verhaltenstherapie einzuleiten.