Landessozialgericht Hessen:
Krankenkasse muss
Magenoperation zur Gewichtsreduktion bezahlen!
Das Hessische Landessozialgericht hat unter dem Datum des 20. Juni 2013 unter dem Az. L8 KR 91/10 folgendes entschieden: Versicherte, die an krankhaftem Übergewicht (Adipositas) leiden, können von ihrer gesetzlichen Krankenversicherung die Kostenerstattung für eine Magenoperation (hier: Magenbypass) zur Gewichtsreduktion beanspruchen.
Das Urteil ist rechtskräftig, die Revision zum Bundessozialgericht wurde nicht zugelassen.
Geklagt hatte eine im Jahre 1970 geborene Frau mit einem Body Mass Index (BMI) von 52,1 Punkten und diversen adipositasassoziierten Begleit- und Folgeerkrankungen.
Nachdem die Klage 2010 vom Sozialgericht Frankfurt am Main abgewiesen worden war und die Klägerin hinsichtlich der Operationskosten (DRG K04A) sodann in Vorleistung getreten war, führte die Berufung vor dem höchsten Hessischen Sozialgericht nun zum Erfolg.
Richtungsweisend sind die Ausführungen des Senates zum Vorliegen einer Primären Indikation ohne vorheriges Ausschöpfen der konservativen Therapien. Zitat: “Dass die Klägerin unstreitig in den letzten 6 bis 12 Monaten vor der Magenbypassoperation nicht die klassischen konservativen Behandlungsmöglichkeiten in Form von ärztlich angeleiteter und begleiteter Ernährungs-, Bewegungs- und Psychotherapie in Anspruch genommen und intensiv durchgeführt hat, steht nach Überzeugung des Senats im Hinblick auf die Sondersituation der Klägerin einem Anspruch auf Gewährung einer bariatrischen Operation als Voraussetzung des Kostenerstattungsanspruches nicht entgegen.“
Diese Entscheidung fügt sich ein in die jüngste patientenfreundliche Rechtsprechung der Sozialgerichte erster und zweiter Instanz, so z.B. LSG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 21. Februar 2013, Az. L 5 KR 194/12; LSG Hessen, Urteil vom 24. Mai 2012, Az. L 5 KR 290/10; LSG Niedersachsen-Bremen, Urteil vom 18. August 2010, Az. L 4 KR 169/08; SG Hamburg, Urteil vom 30. Mai 2013, Az. S 25 KR 1129/12; SG Düsseldorf, Urteil vom 29. Januar 2013, Az. S 11 KR 680/11; SG Mannheim, Urteil vom 17. Januar 2013, Az. S 9 KR 491/12; SG für das Saarland, Gerichtsbescheid vom 29. November 2012; SG Darmstadt, Urteil vom 14. November 2012, Az. S 10 KR 209/10; SG Fulda, Urteil vom 8. November 2012, Az. S 11 KR 65/09;, Az. S 15 KR 641/12; SG Düsseldorf, Urteil vom 3. Mai 2012; Az. S 9 (34) KR 83/08; SG Schleswig, Urteil vom 27. März 2012, Az. S 5 KR 19/11; SG Schleswig, Urteil vom 14. September 2011, Az. S 10 KR 153/09; SG Würzburg, Urteil vom 3. Mai 2011, Az. S 6 KR 92/10; SG Lüneburg, Urteil vom 24. Februar 2011, Az. S 16 KR 202/09; SG Frankfurt am Main, Urteil vom 30. November 2010, Az. S 25 KR 737/07; SG Frankfurt am Main, Urteil vom 12. Oktober 2010, Az. S 25 KR 348/07; SG Frankfurt am Main, Urteil vom 26. April 2010, Az. S 18 KR 634/06; SG Münster Urteil vom 28. Januar 2010, Az. S 11 KR 283/06, SG Schwerin, Urteil vom 27. Januar 2010, Az. S 8 KR 57/08, SG Darmstadt, Urteil vom 3. Dezember 2009, Az. S 18 KR 418/08 (alle Urteile wurden von der Kanzlei Werner Rechtsanwälte erstritten).
Mitgeteilt
von: Rechtsanwalt & Fachanwalt für Sozialrecht Tim C. Werner (v.i.S.d.P.)
Werner Rechtsanwälte, Windthorststraße 62, 65929 Frankfurt am Main
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